Re: Auch Dir und Murphy...
Geschrieben von Padjek am 05. Januar 2021
Antwort auf Auch Dir und Murphy... geschrieben von M´Noel am 05. Januar 2021
Vielen Dank!
Zu deiner Frage "Bitte...was bedeutet 'woker'?" füge ich einen Text aus meinem Archiv an. Er stammt nur in kleinen Teilen von mir, gibt aber eine erste Antwort. Allerdings könnte damit ein Fass aufgemacht werden...
"Wokeness heisst die gesteigerte Form der Political Correctness: Sei wach, richte über andere, und fühle dich gut dabei.
Wer Auto fährt und fliegt, ist bestimmt nicht woke. Wer Amazon boykottiert, schon eher. Der neue Moralismus vor allem jüngerer Zeitgenossen ist nicht nur im Netz ziemlich angesagt, und so hat die selbstherrliche Haltung sogenannt progressiver Kreise hat eine Vehemenz erreicht, neben der traditionelle Formen der Political Correctness verblassen. Die neue Korrektheit manifestierte sich in der Förderung und teilweise aktiven Bevorteilung von Minderheiten im Rahmen der «affirmative action», insbesondere aber in der Reglementierung des Sprachgebrauchs.
Ihre Verfechter erklären sich als «woke» – eine von «awake» abgeleitete Wortkreation, die eine höhere Form von Bewusstsein in Bezug auf den vermeintlich prekären Zustand der Welt unterstellt.
Woke ist also, wer Autos und Flugzeuge als Fortbewegungsmittel ablehnt, wer sich der Fortpflanzung verweigert, sich divers gibt, also nicht von Männern und Frauen spricht sondern von Menschen mit und ohne Gebärmutter, wer Amazon boykottiert und den aktuellen Lockdown als Testlauf für einen zukünftig verpflichtenden Lebenstil zur Rettung der Welt vor der halluzinierten Apokalypse betrachtet.
Aber wer bestimmt eigentlich darüber? Es gibt keinen kodifizierten Kriterienkatalog der Wokeness, keine Autorität, die besagt, was akzeptabel ist und was nicht.
Die geballte anonyme woke Mehrheit, angeführt von Influencern und der Twitterati-Klasse, hat das erste und letzte Wort und verschiebt laufend den Rahmen dessen, was in ihre binäre Weltsicht passt. Wer es wagt, dem moralischen Konsens zu widersprechen, wird zum Paria erklärt. Die etablierten Medien tragen diesen Zustand im Wesentlichen mit, indem sie die Denkschablonen übernehmen.
Problematisch ist Wokeness jedoch auch aus anderen Gründen. Zum einen fördert sie eine unverhältnismäßige Dünnhäutigkeit, derentwegen selbst harmlose Formen persönlicher Kritik als Affront wahrgenommen werden, mit perversen Folgen. So ist es im angelsächsischen Raum mittlerweile üblich, dass Redner im Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen aufgefordert werden, ihre angeblichen Privilegien offenzulegen.
Eine junge Ärztin würde sich beispielsweise als weiße, heterosexuelle Europäerin und Einzelkind vorstellen (im Weltbild der Wokeness-Bewegung alles Attribute, die einer Entschuldigung bedürfen). Unter dem Deckmantel der Transparenz wird damit ein Bonus-Malus-System weitgehend angeborener Eigenschaften etabliert, das Vorurteile bestätigt, statt sie zu beseitigen. Aufseiten der Privilegierten forciert es zudem eine heuchlerische Selbstkasteiung, die einer reichlich verqueren Logik folgt: Man werte sich ab, um sich den vermeintlich Benachteiligten auf Augenhöhe zu nähern.
In eine ähnliche Richtung zielt der Eifer, mit dem klassische Werke der Weltliteratur von rassistischen Inhalten gesäubert werden. Was mit Mark Twains «Tom Sawyer» geschah, passierte jüngst auch mit Margaret Mitchells «Vom Winde verweht». Sprache ist zweifellos ein wesentlicher Vektor für die Verbreitung von diskriminierendem Gedankengut. Gerade deshalb ist sie auch die wirkungsvollste Waffe für dessen Bekämpfung.
Die woken Zeitgenossen sind sentimentale, selbstgefällige, larmoyante Minderleister oder Leistungsverweigerer (moralisches Argument: Die Leistungsfixiertheit des weißen Mannes zerstört den Planeten!), die im hysterischen Alarmismus eine Legitimation für Identitätspolitik, Umweltwahn und einen aus den Fugen geratenen Multikulturalismus suchen.
Kaderschmieden für Wokeness sind in größerem Umfang die fast 200 Genderprofessuren an Unis und FHs in Deutschland. Die haben außer Dekonstruktionen und Begriffsverschiebungen nichts zu tun, und dankbare Abnehmer sind die Hauptmedien und der ÖRR."
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- Ah...Danke! Nun weiss ich Bescheid. - M´Noel am 06. Januar 2021 - (30 / 0 / 0)