Was hervorging im Grün aus Dahinter, während er schrieb, er, Josef G, die Blätter ihm heimtückisch auffraß, die Zeit, jene letzte, beinah vollendet gewesene, das, wie Frost über Nacht Wälder, Weltraumfrost, die eine Zeit, seine, wie Nichts, dort, wo er zu sein glaubte im Junigrün.
Drei Viertel des Romans waren fertig, sehr, sehr fertig gewesen, der letzte Ritt stand an, das letzte fehlende Viertel, ein kurzer scharfer Jahresritt, da ...
Montag, 7. Juni 2021 - 3 A
Ich selber hatte nichts mehr zu sagen gehabt, diktierte es dem Selbst, seinem, das Ich, jenes sagende. Woraufhin es, durchschmatzt von Selbsterkenntnis, nunmehr das Diktierende zu sein, als solches sich sagen mußte: ein Schreibendes schrieb. Vieles. Hier. Mein Werk war das! Ist. Ist mein Werk. Mich zu entfernen. Das Selbstentfernte wieder zu entfernen aus dem Ich. Das sich irgendwo verfangen hatte in dem riesigen Seinsraum ringsumher. Rumzappelte. Über dem Zappeln zu der Meinung gekommen war, Enfernung, das sei doch schon mal was! wenigstens nicht Nichts, zumindest ein Vektor, einer. So einer vielleicht, welcher die Eigenbewegung eines Ichs im Einfach-nur-so-dasein recht gut beschriebe. Zumindest dem Selbst, selber. Denn was heißt schon fern! hier. Wenn die Grenze überschritten sein wird in dem einen Grenz- und Selbstpunkt, wohinter nach dem Eintritt aus Nichts, dem vielfältigen Nicht-Sein, plötzlich die Welten sind, in unendlicher Vielfalt des Einzelnen aus dem Einen vereinzelt, ein Ich, aus der Weltferne seines Anfangs zurückgekehrt, genau auf die Grenze drauf, auf die Linie, wo das Fernsein der Ferne in dem einen Null- und Schlußpunkt zuende ist, die Entfernung vollendet, 0, das Werk im Endpunkt zuende, vollkommen, absolut, hier, 0, dann! dort! wenn's im Dahinter losgeht, das große Abenteuer, das Ich hinter dem Ende endlich hört, was es hörte und nie ganz glauben wollte vor lauter Selbst-sein-Müssen im Davor, das aus Dahinter deutlich zu Hörende, was man von den Selbsten von dorther sagen hörte, und weshalb auch das Schreibende es hörte, eines Tages würden sie einfach weitermarschieren hinter dem Selbstende, einfach so, das ganz, ganz große Abenteuer! dann ...
Ja, die Selbste hatten nichts mehr zu sagen gehabt, hier nicht. Gestern indes sagte sich was im Obigen. Aus dem weiß-weißen Quadrat. Neon. Die Lampe. Darunter ich. Liegig liegend. 1, nicht 0. 1 Ich. Nicht tot hingegeben der Liegigkeit wie Will, sondern tatsächlich war es das Selbst selbst, was wo rumlag im Ich, der in summa unseres Seins, im Total-Ich zwar einen, aber nicht meinen einen Ich-Welt, ganz von selbst. Könnte man sagen. Auf Station 3 A. Wo dieses brutal totale Selbst, um darüber nicht nachdenken zu müssen, gestern darüber nachgedacht hatte, ob es den innerlichen Vorgang, der ihm nun ganz klar zeigte, daß dort, wo die Metaphysik endet, die Selbstexistenz zuinnerst eine cispysische ist, ob es sich dem ärztlichen Dünkel anschließen, den Aufstieg seines Magens im Dunkel des Innenabgrunds auffassen sollte als eine interessante Höhenwanderung, froh aus dem Bauch-Untigen hinauf in Richtung des Brustkorbs, oder ob es das Befundene, das Ekelhafte, das Ding da unten nicht besser ex tempore zu einem Mädchen erklärte, ausnahmsweise zur Rettung der Metaphysik ein kleines Mädchen. Welches nicht Thoraxmagen auf dem abscheulichen Boden einer paraösophagealen Hiatushernie hieße, sondern ... Lise. Genau, ließe. Lieb sich in die Gedanken rufen ließe als eine erhabene Ventricula Assumpta! ja, könnte man sagen. Ganz genau das hatte das Selbst sich gestern gesagt gehabt unter der Lampe. Und einfach weiter rumgemacht. Dort, wo es war. Cisphysisch im Klinikum. Und heute noch ist.
Heute also auf Station 3 A Weiterbeschreibung der seit Juni 14 leergelassenen Tagebuchseiten. Hatt' ich mir eh vorgenommen gehabt, weiterzumachen. In dieser Angelegenheit, der einen. Die Kilometersteine nicht bloß zu bemerken auf der Reise. Sondern bemerkt, was ist, zu setzen? die Marken. Und die Markungen. Als wäre auf dem Weg Führung, Führung in den Tod. Ist nicht. Und doch wegt es sich fort, rücksichtslos. Rücksichtslos gestern die Lampe. Lampte stark, lampte lampig. Im Obigen. Und im Obigen dessen, was lampte: Dahinter, das. Und dann Meines, darunter: war dagewesen? vielleicht. Der Raum. Und ich war da drin. In der Notfallaufnahme. Unter der Lampe, glühend, diese. Nicht unangenehm. Warum?
Ein Gedicht, letztes Jahr, Juni. Keine Zufälle. Ging ungefähr so ...
Verworfen sei dem Jungen,
fällt er, der Schatten.
Es zerfalle, was war,
zurück ins Licht.
Er selbst
stelle sich hin
und trete heraus
und geleite sein Selbst
über die Grenzen.
Dienstag, 8. Juni - 3 A
Nun gut, Tod, der. Unter der Lampe. Fiel aus. Auch gut. Erwogen, wog er wägbar, merkwürdig schreckenslos. Obgleich er das zu Füllende, das Ich, Haupt-Ich, käme er, vollständig erfüllte, wir alle im Ich-Raum schienen unter der Lampe geglaubt zu haben, ein solch scheinbares Scheinen unseres Wesens, welches gestorben sich mit dem Scheinbarsten aller Welten verbände, erfüllt von der Erscheinung einer vollständigen Scheinbarkeit des Nichts-Seins ... tot! wir wären alle tot, ok, aber: scheinbar! dort, dann. Ein schimmriges Schein-Sein. Leuchtig. Und zwar grün, smaragdgrün. Junismaragdgrün.
Der Tod, aus irgendeinem Grund und in demselben, dem grundlos einen, worin das geheimnisvoll Viele unseres Wissens gründet, er war dagewesen vorgestern, der Gute, und aus demselben heute: nicht. War nicht, der Tod. Es war Lampe. In den Höhen Lampe und dahinter: Dahinter. Ziemlich geräumig. Der unbestimmte, lichtsummende Raum. Darin irgendsolches wie Gott. Wie. Die Lampe selbst hatte uns, unterworfen ihr im Untigen, die Räume geschieden, ein subalternes Dasein uns denkig darin wiederbedenken lassen. Wir und ein Anderes, ein Außen. Die dahintrige Substanz eines Gott-Dings. Und ebendieses Ding, dem wir raumauswärts hinterhergedacht, dessen uns vertraute katholische Varietät wir zu isolieren versucht hatten, wo es uns möglich schien, das Unmögliche, also etwa die Variantenvarietät eines im Tabernakel als seiend konstituierten Nicht-Dings, es gab uns ein wenig Halt, das Ding in seiner Konstanz: die das Ich Konstituierenden, unter dem Außen-Licht der Lampe im Innenabgrund zerstreut gewesen, heute Nachmittag hatten sie sich dort alle wieder gesammelt gehabt. Einzelgedanken, die zu denken bemerkten, jetzt dächten sie doch wirklich, sie schleppten den Chef ebengerade in die Krankenhauskapelle! Und wie sie gemeinsam herausgefunden hatten, daß dem so war, sie tatsächlich dort angekommen waren, aus den zerstreuten und zusammengeklaubten Gedanken ihres lieben Chefs war da plötzlich wieder ein einziger geworden, sie alle waren wieder wer, einer, ein einziger denkiger Gedanke. Der nun seine ganze Aufmerksamkeit nicht länger an die Assumpta-Schlampe vergeudete, sondern sie dem Nicht-Ding im Tabernakel schenkte, experimentell, 67 Minuten. Doch dieses, anders als der Chef, war nicht-da gewesen. Dort, wo es was hergemacht hätte als Ding, nicht-seiend da. Sein Stübchen, wie seit Weihnachten 15, war wie immer leer gewesen. Eine gottgemäß ganz besonders leere Leere. Eine Zumutung. Aber immerhin.
Abends noch, dann abends, eine schöne Abwechslung: Fern gewisser Konstanzbereiche, dennoch in Wissensgründen eines definablen Außerhalbs unterwegs, erschlossen wir uns aus der Lektüre eines Mohlerschen Traktats - Der Faschistische Stil -, was das Haupt-Ich in den seinen längst wußte, nun aber sogar wissend im Davor, sodaß es nun alle wußten: ein originaler Faschist bin ich. Antiquiert, jedoch: immerhin. Wie schön. Keine Nominalismen, keine Dualismen. Die große Dichotomie des Seins, freilich.
Donnerstag, 10. Juni - 912-Punkt
Juni: unschön sehr schön. Weil grün wie immer. Immergrün. Es ist grün in seiner Junistruktur, das Welthirn. Gesättigt von dämpfiger Fruchtfeuchte. Und was unsere der Vielheit des Vielen wegen viele und Vieles gewordenen Ichs in Junihöhenzuständen, periodisch wiederkehrend aus dem einen Junigrund, was sie mit Juniaugen sehen irgendwo im Weltraum, als irgendwelche Ich-Teile seiner Struktur eingeflochten, ein Eines der Vereinzelung im Vielen, Anderen, der nicht zu replizierende Zustand sichtbar gewordenen Sehens, Sein-Sehens, außerhalb ihres einen Ich-Raums ist dieser: keiner. Findet nicht statt. Wie wir vermuten. Findet uns trotzdem statt, findet uns was. Insofern die Ichs ihr Wo auf dem Berg, den Griff der Umschließung begreifen. Und das Junigrün im Welthirn als Zustand seines periodischen Aufplatzens. Aus irgendeinem Grund. Ein grüner, einer von vielen des Vielzuvielen. Und seit sie denken können, denken müssen, dort oben, dort draußen auf 912 Höhenmetern ausgesetzt, sie atmeten im Juniperiodikum Wässriges: sie atmen es! die Fruchtwasserfeuchte des Weltraums, innen. Während draußen, im absoluten Innen des Anderen, in der unumgrenzten Höhe und Tiefe und Zeit des Anderen Gott weiß was geschieht! alles, allesmögliche im Innen eines maßlosen Außens. Worin sie steigen oder fallen. Im Juni? Juni ist WAS? egal! die Weltfrucht aufgeplatzt vor Grünigkeit! egal, weil später, vielleicht im Sommer, weil dann ...
Egal, wo, egal, wer das findet, was es ist, das, das andere DAS, was wir sind: müßten wir unser Alles & Egal selber für gefunden befinden, irgendwann am Ende der Suche ein absolutes Finden, gefunden, für die elenden Ichs und ihr dämliches Alles aber zu spät, alles viel zu spät, und klar doch, kein Problem, eure Befindlichkeiten, lautet der Befund, das is‘ doch bloß das Nichts, kein Problem, euer Alles, euer widerlicher, ausgetrockneter Leichnam, das liegt doch bloß am Sommer, da is‘ das halt so, wenn ma’ne Zeit lang tot wo rumblödet, und müßten wir DANN zustimmen: o ja, da auf einmal wüßten sie’s bestimmt alle wieder ganz genau, wo sie sind! wie mächtig nicht-schön sie das fänden, Alles zu sein, alles in einem Sommer, der nicht-ist, dann, dort. Wenn auch vielleicht lieuntenantgemäß in Französisch Afrika nicht, beispielsweise. Trotzdem. Juni! ich im Juni! ich! und irgendwann die Winterleichenwässer! logischerweise. Schlimm. O ja, sehr schlimm, die Logik. Junilogik.
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